Gleich in mehreren Ländern haben sich milde kleine Paprika etabliert, die grün geerntet und geschmort verzehrt werden – einfach so.

Die bekanntesten sind die Pimientos de Padrón. In ganz Spanien, auch auf den Inseln, bekommt man die kleinen
grünen Schoten „am Stück“ mit Stiel, in Olivenöl gebraten und mit Salz bestreut als Tapas, und Dank des Tourismus immer öfter auch im deutschsprachigen Raum .Hier heißen sie oft „Bratchili“ oder „Brat-Peperoni“. Auch in Italien gibt es „Bratpaprika“ – dereren Name Friggitello stammt sogar vom italienischen friggere, braten. Den Friggitelli haben wir ja bereits umfassende Informationen gewidmet – siehe hier. Der dritte bekannte (und immer beliebtere) Vertreter kommt aus Japan und heißt Shishito. 

Das Wort Shishito setzt sich aus dem japanischen shishi (Löwe) und tōgarashi (Chili) zusammen, da die Enden der Früchte mit etwas Phantasie an einen Löwenkopf erinnern. Auch hier werden die Früchte meist gebraten und mit Meersalz gereicht; sie finden aber auch als Tempura (im Teigmantel frittiert) und für Yakitori (Grillspießchen) Verwendung.

Shishito-Paprika stammt nicht ursprünglich aus Japan; vielmehr wurden Capsicum-Pflanzen von vor einigen hundert Jahren von den Portugiesen ins Land eingeführt, und durch Züchtung, Bodenverhältnisse und Klima („Terroir“) hat sich diese schmackhafte Sorte daraus entwickelt. Womöglich waren die Grundlage ja sogar Padròn oder deren Vorläufer? Heute ist der Shishito in der japanischen Küche fest etabliert, und dank Globalisierung und der allgemeinen Beliebtheit japanischer Küche in Europa ist er im 21. Jahrhundert auch bei uns gelandet.

Traditionell werden die Früchte meist grün (unreif) geerntet und verwendet. Das Fruchtfleisch ist etwas dünnwandiger als Padròn und Friggitelli, daher braten sie sehr schnell, und ihr Aroma unterscheidet sich durchaus von den anderen beiden genannten Bratpaprika. In der Tat haben sie einen ganz eigenen Geschmack, auf den wir nur noch ungern verzichten. Sie sind durchgehend mild, Schärfe-„Überraschungen“ wie öfter mal bei Padròn hatten wir noch nicht, auch wenn andere schon mal davon berichtet haben.

Die Shishito-Früchte werden etwa 8 bis 10 cm lang, mit einem Durchmesser um die 20 mm. Nach einer langen Grünphase reifen sie zu einem besonders leuchtenden Rot ab. Auch rot gereift ist Shishito bemerkenswert, aber darauf kommen wir noch.

Im Handel bekommt man frische Shishito-Früchte (noch) selten zu kaufen, aber die zur Art Capsicum annuum gehörigen Pflanzen lassen sich sehr leicht zuhause im Garten, auf dem Balkon oder Gewächshaus anbauen. Wir ziehen sie im Freiland und in Kübeln. Eine Schnellanleitung für den Anbau gibt es unter Chilis anbauen: Das Wichtigste in Kürze. Shishito ist sogar eine gute Anfänger-Sorte, sie wächst gut und ist unserer Erfahrung nach wenig anfällig. Da die Pflanzen, die bis ca. 80 cm hoch werden,  reich tragen, sollte man ihnen gegebenenfalls ein oder zwei Bambusstäbe als Stützen spendieren.

Eine besonders attraktive Sorte ist Shishito Mellow Star F1 – vielen Dank an meinen Chili-Buddy Jochen Wagner, der mich über diese Sorte überhaupt erst auf Shishito gebracht hat.

Kulinarische Verwendung

Wie Padròn sind Shishito „einfach so“ in etwas Olivenöl geschmort mit ein wenig grobem Meersalz drauf ein tolles Finger Food. Dazu lässt man dann den Stiel beim Schmoren am besten dran. Siehe Foto ganz oben in diesem Beitrag.

So geschmort machen sich die schmackhaften Schoten (botanisch natürlich Beeren) auch bestens in einem Omelet; dann natürlich ohne Stiel. Der Kelch wird allerdings meist weich genug, dass man ihn dran lassen kann. Ins Omelett haben wir außerdem noch etwas Mozzarella mit hinein geschmolzen.

Übrigens… Nützliches rund um das Brutzeln von Padrón, Friggitelli und Shishito gibt es in meinen Top 7 Bratchili-Tipps!

Ob grün oder rot, fein in Ringe schnitten macht sich Shishito gut in Salaten und Cole Slaw. Oder – etwas gröber geschnitten – in einem herzhaften Stew mit Kartoffeln und Schweinefleisch.

Das Aroma von Shishito passt bestens zu Kräutern wie Cilantro (Korianderkraut), Thai-Basilikum und Zitronenverbene, sowie zu Knoblauch und Tomaten, und sie lassen sich gut mit Fisch, Geflügel und hellem Fleisch kombinieren, etwa wie in dem gezeigten Stew. Nur zum Füllen eignen sich Shishito aufgrund ihrer zarten Struktur nicht so gut.

Wie wäre es denn mit einem „Panino Shishito“?
Wer durch Italien fährt und an einem Autogrill Rast macht, kommt um die leckeren Panini aus der heißen Presse kaum herum. Mit einem preiswerten „Panini Maker“ klappt das auch zuhause. Hier unsere Panini-Version mit Käse und gebratenen Shishitos.

Kein Panini Maker im Haus? Dann eben ein herzhaftes Grilled Cheese Sandwich! Hier habe ich Shishito in Olivenöl gebrutzelt, zwei Scheiben helles Brot von je einer Seite mit Mayo bestrichen, das eine dann mit geräuchertem Scamorza-Käse, den Friggis und etwas frischem Majoran belegt. Die andere Scheibe mit der Mayo-Seite draufgesetzt und das Sandwich dann von beiden Seiten im Shishito-Öl goldbraun gebacken. Dabei hilft es, einen kleinen Teller o.ä. als Gewicht draufzulegen. Ach ja, und nach dem Brutzeln/vorm Belegen den bei ggf. Kelch der Bratchilis entfernen.

Noch ’ne Frühstücks-Idee: Spiegeleier, knuspriger Bacon, im Bacon-Fett geschmorte Shishitos, frischer Schnittlauch. Dazu knusprig getoastetes Weißbrot.

Sind manchmal die einfachsten Sachen nicht die besten? Hier einfach mal Spaghetti, geschmorte Shishitos, Olivenöl, Meersalz.

Natürlich kann man Shishitos auch auf dem Grill rösten; das ist sogar noch bekömmlicher als im Fett gebraten. Wie etwa hier auf unserem Cobb Grill mit dem „Cobb BBQ Kit“ (Edelstahlrost mit größerem Brikettkorb). Klappt natürlich auch auf jedem anderen Grill. Schoten vorher leicht mit etwas Pflanzenöl einfetten. Schönes Finger Food für die Grillparty!

Für den Winter vorsorgen

Wenn die Shishito-Pflanzen reichhaltig tragen, braten wir immer ein paar mehr Früchte als gerade benötigt. Die frieren wir dann portionsweise ein, damit wir auch im Winter und Frühjahr Shishito-Omelets und andere Leckereien zubereiten können. So eine Portion direkt aus der TK in eine Glasschüssel und dann  – während das Omelet in der Pfanne brutzelt – in der Mikrowelle ca. eine Minute auf „High“, und die Peppies sind wie frisch geschmort und rechtzeitig fertig fürs Omelet oder für was auch immer!

Frisch geerntete Shishito-Früchte halten sich im Gemüsefach des Kühlschranks bis zu zwei Wochen.

Rot gereift ein aromatisches Paprikapulver!

Shishito konsumiert man wie gesagt normalerweise grün. Bei uns wächst diese Sorte so ertragreich, dass wir mit Shishito-Omeletts usw. gar nicht hinterherkommen, sodass auch diese Früchte letztlich rot abreifen.

Solche habe ich einfach mal halbiert, Samen weitgehend entfernt, und dann gedörrt. Bei 55°C halten sie gut die brillant rote Farbe.

Das Ergebnis nach dem Mahlen der getrockneten Shishitos ist ein süßes aromatisches Paprikapulver. Kann man echt so machen!

Wichtig: Wie alle Chilis sollte man auch diese vor dem Dörren gut spülen und abtrocknen und nur einwandfreie Exemplare verwenden; das senkt die Keimbelastung der getrockneten Ware und des daraus produzierten Pulvers.

Das süß-aromatische Shishito-Pulver kann man sehr schön mit anderen (schärferen) Chilisorten, Chipotle und weiteren Zutaten für Rubs mischen. Ich habe es ich zum Beispiel in meinem „Haralds Fuego Mix“ (DasScharfschmecker Kochbuch Seite 193) anstelle der Zutat „Paprika Edelsüß“ verwendet, das Ergebnis war phantastisch. Das Fuego Spice ist bei uns im Haus das Universalgewürz schlechthin.

Rote Shishito räuchern?

So wie man Jalapeños durch Räuchern zu Chipotle veredelt und konserviert, kann man das im Grunde genommen mit allen Chilis machen. Zum Beispiel haben wir italienische Friggitelli zu „Friggipotle“ geräuchert und gedörrt, mein ausführlicher Bericht dazu hier.

Dasselbe Verfahren im Kugelgrill haben wir auch mit Shishito probiert. Diese waren aber gegenüber den Friggitelli um so viel dünnfleischiger, dass sie durch die relativ hohe Temperatur der Glut dunkel und bitter wurden, haarscharf am Verkohlen vorbei. Es geht aber trotzdem:

Hier muss man eine andere Technik anwenden, das sogenannte Kalträuchern. Dann werden auch rotgereifte Shishito zu angenehm rauchigen „Shishipotle“, die etwa vegetarischen Gerichten wie Bohnen einen Hauch von Räucherspeck-Aroma verpassen, aber ohne Schärfe. Da passt es direkt gut, dass das meiste zum Kalträuchern angebotene Holzmehl Buche ist, wie es auch für Speck und andere Fleischerzeugnisse verwendet wird.

Alles Wichtige dazu im Beitrag Kaltgeräucherte Chipotle 

Fazit: Wer nicht nur nach scharfen Chilis sucht, bekommt mit Shishito einen vielseitigen, im Garten attraktiven Chili, der viel Freude macht und schmeckt!