Am Rande des Monte Baldo, dem höchsten Berg auf der Ostseite des Gardasees findet man inmitten herrlicher ruhiger Natur das Rifugio Orto Botanico Monte Baldo (Novezzina). Hier kocht der Veroneser Chef Alessandro Tannoia mit Kräutern und anderen Pflanzen, die es nur in dieser Region gibt. Am 6. Oktober 2018 gab es dazu noch pikante Abwechslung: Ein Abendessen, ganz im Zeichen der Chilis.
Rifugio Orto Botanico Monte Baldo (Novezzina)Die Spezialisten
Chilimäßig betreut wird die Veranstaltung von unserem Freund Claudio Dal Zovo und seiner Frau Stefania. Der Chili-Experte aus Verona hat bereits mehrere Exkursionen in den Urwald Brasiliens unternommen und dort sogar neue Capsicum-Wildarten entdeckt; außerdem betreibt er Pepperfriends, eine Organisation italienischer Chiliheads. Zusammen mit Chef Alessandro Tannoia erklärten sie die im Menü verwendeten Chilis, und es gab diverse Capsicum Sorten zum Bestaunen, Schnuppern und für Mutige auch zum Probieren…
Unterstützt wurden die Akteure von einem bestens eingespielten Küchenteam und einem sehr freundlichen und aufmerksamen Service-Team im Restaurant des Rifugio Orto Botanico Monte Baldo.
Das Menü
Das Menü war so aufgebaut, dass sich mit jedem Gang die Schärfe ein wenig steigerte. Die Chilis waren zudem so gewählt, dass ihre Aromen optimal zu den jeweiligen Zutaten passten.
Zunächst gab es aber einen erfrischenden Aperitif aus Rotwein und verschiedenen Kräutern, sehr süffig…
Als Häppchen dazu gab es Crostini mit einem pikanten Pesto aus grüner Minze, Berg-Basilikum und Cashewnüssen; die ausgewogene pikante Note lieferten Aji Melocoton, ein Capsicum baccatum Chili mit tropisch-fruchtigem Aroma und mit 30.000 Scoville-Einheiten (SHU) im unteren mittleren Bereich. Die Minze lieferte dem Pesto eine erfrischende Note, die sehr schön mit den Chilis harmonierte.
Des weiteren gab es als Appetizer Schiacciatine mit Kräutern und Chilis. Schiacciatine sind ein regionales Knabbergebäck, knusprige Fladen aus Maismehl. Die Kräuterkomposition aus Portulac, Malve, Löwenzahn und Kalendulablüten machte sich sehr schön mit den Beni Highlands Chilis. Die haben zwar immerhin um die 200.000 SHU, aber fein geschnitten war es nicht zu scharf. (Wegen des tollen Aromas bei erträglicher Schärfe zählen Beni Highlands zu meinen Lieblingen. Claudio hat zudem noch festgestellt, dass diese Sorte äußerst unanfällig gegen Krankheiten ist).
Von der Chili-Ausstellung mit Aperitif und Häppchen ging es dann zu Tisch. Der erste Gang waren Borlotti-Bohnen mit Tomaten- und Jalapeño-Schaum. Borlotti-Bohnen… meine Lieblinge! Schon „einfach so“ frisch gekocht haben sie ein tolles Eigenaroma und eine angenehme Konsistenz. Chef Alessandro hat sie wie einen Salat mit einem speziellen Öl mit Essenzen von Zitrone und Rosmarin angemacht; die leichte Schaumsoße aus Tomaten- und Jalapeños lieferte die aromatische Schärfe. Hätten wir ewig weiter essen können…
Peppiger ging es dann mit dem nächsten Gang zu, einer Cremigen Kürbissuppe mit Orange Blob Chili. Abgerundet wurde die leckere Suppe mit einem interessanten Olivenöl, das mit Essenzen von Zitrone und Melisse aromatisiert war. Das dem Habanero ähnliche fruchtige Aroma des besagten Chilis harmonierte perfekt mit dem Kürbis und lieferte ausgewogene, aber schon spürbarere Schärfe. Diverse Gäste probierten auch das Deko-Stück vom Orange Blob; die 100.000 bis 150.000 SHU dieser Sorte sorgten dann hier und da für Stöhnen und dezentes Abtupfen von Schweißperlen auf der Stirn.
Als Besonderheit wurde zu jedem Gang ein passendes Bier gereicht. Vieles kommt in diesem Restaurant aus der Region, so auch das Monte Baldo Bier aus einer kleinen Brauerei in Caprino Veronese. Beispielsweise gab es zur Kürbiscreme mit „Naole“ ein dezent mit Bergamotte-Zitrusschale aromatisiertes Golden Ale. Passte perfekt, wie auch die anderen Paarungen mit den Gängen.
Eine echte Herausforderung war für einige Esser dann der nächste Gang – Bigoli mit grünen Bohnen und Pimenta da Neyde Chilis. Die dicken frisch gemachten Nudeln sind eine veronesische Spezialität. Chef Allessandro hat sie mit Sardellen aromatisiert; der salzige Fisch wird in Italien gerne als Würze verwendet. Außerdem aber eben auch mit einer guten Portion Pimenta da Neyde, die mit bis zu 250.000 schon ordentlich Wumms haben. Einige haben ihre Portion nicht geschafft… ts, ts!
Der letzte Gang waren dann Chicken Wings auf Creme von Alm-Kartoffeln mit Chocolate Habanero Mayonaise. Die herrlich knusprigen panierten Wings und Drumsticks selbst waren nicht pikant, aber Habbi-Mayo hatte es durchaus in sich… Chocolate Habaneros liefern ja auch mehr als 300.000 SHU, dazu ein kräftiges Aroma. Sehr lecker dazu die durchgedrückten Kartoffeln aus der Region.
Mit einer Steigerung des Chilifeuers ging es dann auch beim Dessert weiter. Es gab Schoko-Törtchen mit flüssigem Kern, wobei eine Bih Jolokia Schokolade zum Einsatz kam. Wir erinnern uns: Diese ostindische Chilisorte war 2006 die erste , die 1 Million SHU erreichte! Ein Träumchen von Sweet Heat, abgerundet mit einer leckeren Haselnuss-Creme.
Fazit: Chef Alessandro und Claudio haben einen in jeder Hinsicht gelungenen Chili-Abend organisiert, mit einem clever zusammengestellten Menü und interessanten Chili-Informationen. Die rund 35 Teilnehmer waren begeistert, und wir sind sicher nicht die einzigen, die gerne mal wieder dabei sind.
Das Rifugio hat übrigens auch ein paar Zimmer, sodass man hier durchaus ein paar Tage verbringen kann.
Das Umland mit seinen Almen lädt zum Wandern bei herrlicher frischer Luft ein. Wie nicht anders zu erwarten gibt es hier auch Käsereien, die sensationellen Käse aus der Almmilch machen.
Zum Rifugio Orto Botanico Monte Baldo gehört auch ein sehr umfangreicher nach Anwendungsgebieten organisierter Kräutergarten, liebevoll beschildert.
Zu Öffnungszeiten, Veranstaltungen etc. siehe Rifugio Orto Botanico Monte Baldo (Novezzina)